Mit dem Dieter Baacke Preis werden alljährlich bundesweit herausragende medienpädagogische Projekte im außerschulischen Kontext und in der Zusammenarbeit mit Schule ausgezeichnet. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) vergeben den Preis gemeinsam in sechs Kategorien. Erstmalig findet die Preisverleihung am 19.11. um 20:00 Uhr in einem hybriden Format (online und Vorort in Erfurt) statt.
Kreative Beteiligung und Zusammenarbeit, Freude am medialen Gestalten, Empowerment, mutiges Agieren und das mediale Überwinden sozialer Distanzen – bei pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen – dafür standen die in 2021 ausgezeichneten Projekte.
Die Verleihung fand im Kontext des 38. Forum Kommunikationskultur statt. Die medienpädagogische Fachtagung widmete sich in diesem Jahr in einem hybriden Format mit Online-Workshops, einem Präsenz-Vortrags-Streaming und dem Online Spiele-Sonntag dem Thema „Lasst uns Spielen! Medienpädagogik und Spielkultur“. Die Tagung wurde von der GMK in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) veranstaltet.
LIVE-STREAM vom 19.11.2021 um 20 Uhr:
Pressemitteilung vom 19.11.2021 (als PDF):
Herausragende Medienpädagogik
Bundesfamilienministerium und Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) zeichnen Projekte aus
Mit Sonderpreis „Love & Hate – Interaktionsrisiken kreativ aufgreifen“
Pressemitteilung vom 19.11.2021
Von wegen Social Distancing – die ausgezeichneten Projekte 2021 zeigen viele Wege, wie Kinder und Jugendliche online gemeinsam kreativ sein können. Sie experimentierten dabei mit Methoden und Formaten, die auch für die Digitalisierung und medienpädagogische Inspiration weiterer Bildungsbereiche wegweisend sind. Auch im zweiten Jahr der Pandemie – im zweiten Jahr der reduzierten, zurückgeschraubten, kontaktbeschränkten Jugendkultur- und Jugendmedienarbeit – gab es wieder über hundert Bewerbungen. Die eingereichten Projekte, die weit hinausgehen über das ebenso sinnvolle wie einfache Transferieren von Präsenz-Angeboten in Online-Formate, geben Kindern und Jugendlichen eine Stimme, bestärken sie in Teilhabe, bearbeiten Risiken der digitalen Kommunikation spielerisch und phantasievoll und eröffnen vor allem viel Raum für Ideen und Kreativität.
Im ambitionierten, von Jugendlichen entwickelten Theaterstück Harte Arbeit aus Berlin können sonst eher als Zuschauende beteiligte Jugendliche auf der Online-Plattform gather.town direkt in verschiedenen Rollen mitwirken. In Halle an der Saale wurde das partizipative Projekt der Kinderstadt zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit um eine Kinderredaktion und um digitale Stadtplanung ergänzt. In Freiburg hat ein medienpädagogisches Netzwerk in 23 Online-Workshops Kindern den Austausch und die fantasievolle und fröhliche Zusammenarbeit ermöglicht und dazu noch Fachkräfte und Eltern gebildet. In Nürnberg wurde der zunächst von Erwachsenen für Kinder entwickelte Videokanal einer Einrichtung nach und nach von Kindern übernommen und selbst gestaltet, weit über den Lockdown hinaus. Weitere Projekte, Vorbilder.Lab aus Hamburg und die LGBTQ* Webserie Kuntergrau aus Köln, widmen sich medienpädagogisch den Sichtweisen und dem Empowerment von durch Ausgrenzung oder Rassismus betroffenen Gruppen.
„Love & Hate – Interaktionsrisiken kreativ aufgreifen“ – das Thema des diesjährigen Sonderpreises zeigt herausragende Methoden, wie zu Themen wie Cybermobbing, Hate, Fake News und riskanten Ebenen des digitalen Beziehungshandelns fantasievoll und vielfältig medienpädagogisch agiert werden kann. Das Videoprojekt Unter Druck aus Bergisch Gladbach greift – weitgehend kontaktlos produziert – die kulturell-kommunikativen Muster und Plattformen von Jugendlichen auf und unterfüttert diese mit einer dramatischen Romeo & Julia-Thematik. Das von Jugendlichen selbst gestaltete digitale Escape Game Who am I aus Osterkappeln nimmt uns mit auf eine spannende digitale Schnitzeljagd rund um die Risiken der digitalen Kommunikation. Wie weitere ausgezeichnete Projekte verweist es mit dem ludischen Ansatz direkt auf das Thema „Lasst uns Spielen!“ der diesjährigen medienpädagogischen Jahrestagung Forum Kommunikationskultur der GMK und der bpb.
Für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend begrüßte Referatsleiter Stefan Haddick, der über Video zugeschaltet war, die in Präsenz und online Teilnehmenden. Dr. Marion Brüggemann, GMK-Vorsitzende (2019 bis 2021), betonte in ihrer Begrüßung: „Medienpädagogik zeigt sich weiterhin experimentierfreudig, sie erweist sich als eine lebendige, kreative und absolut notwendige Ergänzung zur insgesamt immer noch eher schleppend verlaufenden Digitalisierung der Bildungsbereiche.
Die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend verleihen seit 2001 gemeinsam die bundesweite Auszeichnung für herausragende medienpädagogische Arbeit. Der Dieter Baacke Preis präsentiert Beispiele und Methoden, wie aktuell, vielseitig, digital oder auch gut vernetzt Medienbildung heute sein kann. Herausragende Medienprojekte mit Kindern und Jugendlichen stehen im Mittelpunkt des mit 12.000 € ausgezeichneten Preises. Diese und weitere Informationen und Videos finden Sie auf der Webseite www.dieter-baacke-preis.de.
Die Dieter Baacke Preisträger 2021 – Die Preisträger*innen nach Kategorien:
Kategorie A „Projekte von und mit Kindern“ (geteilt, je 1000 €)
Salzbrunner TV
Stadt Nürnberg – Haus für Kinder Salzbrunner Straße
Kinder übernehmen den Videokanal der pädagogischen Einrichtung: Sie kreieren Kurzfilme, Musikclips, Erklärvideos und Quizshows. Salzbrunner TV begann zunächst als von Fachkräften für Kinder gestaltetes Angebot während des Lockdowns. Inzwischen gestalten die Kinder selbst die Moderation, bestimmen über Themen und Formate, sind vor und hinter der Kamera aktiv. Der gelungene partizipative Ansatz, die hohe Kontinuität und Reichweite sowie die große inhaltliche Variation des Senders machen das Beteiligungsprojekt zu einem wertvollen medienpädagogischen Modell, auch nach der Zeit der Kontaktbeschränkungen.
Kinderstadt 2020 – Halle an der Saale
Kinderstadt Halle e.V. (Teilbereiche Kinderrat und Kinderstadt Magazin, Minetest-Workshops)
Kinderrat goes Kinderredaktion. Das sonst fünfwöchige Vor-Ort-Planspiel der Stadt Halle-Saale hat sich vor dem Hintergrund der Kontaktbeschränkungen in seinem 10. Jubiläumsjahr digital neu orientiert und medienpädagogisch aufgestellt. Eine Kinderredaktion erstellte fünf Magazine mit Ergebnissen aus unterschiedlichen Workshops zum Thema „Umwelt und Nachhaltigkeit“. Die Kinder waren aktiv an der Planung, Umsetzung und Gestaltung der Beiträge durch Moderationen, Ideenplanung, Filmen und Schnitt beteiligt. Darüber hinaus erstellten sie im Spiel Minetest ihre ideale umweltfreundliche und nachhaltige Kinderstadt. Die medienpädagogischen Erfahrungen, die neuen Formen der Teilhabe, die Nutzung der Tools sollen das Projekt auch in Zukunft als Ergänzung zum Präsenzangebot weiter begleiten.
Kategorie B „Projekte von und mit Jugendlichen“ (2000 €)
HARTE ARBEIT – Der frühe Vogel kommt ins Schloss – Ein interaktives performatives Spiel
GRIPS Werke e.V., Berlin
Arbeit kann ganz schön hart sein, das verdeutlicht diese herausragende Kombination aus Theaterstück, Game und digitaler Kommunikationsplattform. Pädagogisch begleitet befassten sich die Jugendlichen mit den Themen Arbeit, Konsum, Geld und Glück und erstellten eine wegweisende hybride Theaterproduktion, in der sie die virtuelle Meeting-Plattform gather.town einbanden. Zuschauende werden bei diesem Stück online zu Akteur*innen, indem sie sich über die von den Jugendlichen gestaltete Welt bewegen und mit ihnen zeitgleich per Video sprechen. So werden sie selbst Teil der klug durchdachten gesellschaftskritischen Interpretation der modernen Arbeitswelt.
Kategorie C „Interkulturelle und internationale Projekte“ (2000 €)
Vorbilder.Lab
Future of Ghana Germany e.V., Hamburg
Empowerment und mediale Teilhabe von Black People of Colour (BPOC) stehen im Mittelpunkt dieses Projektes. Ziel ist, Barrieren innerhalb der Medienwelt zu überwinden. Angeleitet von Schwarzen Fachkräften eigneten sich BpoC-Jugendliche in acht Workshops Kenntnisse in Medientheorie und Medienproduktion an und setzten sich unter anderem mit Film, Podcast, Design, sozialen Medien, Journalismus und Fake News auseinander. Eigene Erfahrungen und kritische Reflexionen der Jugendlichen werden in den Produktionen sichtbar.
Kategorie D „Inklusive und intersektionale Projekte“ (2000 € und eine „Besondere Anerkennung“)
anyway-Filmteam: KUNTERGRAU (Webserie)
anyway e.V. Köln
Fünf junge Menschen, die sich durch die Irrungen und Wirrungen von Coming-out, Liebe, Freundschaft und Community bewegen und alle ganz individuell mit ihrem Queersein umgehen. Ihre Geschichte erzählt die Webserie KUNTERGRAU, die von Jugendlichen aus dem LGBTQ*-Jugendzentrum anyway in Köln ins Leben gerufen wurde. Unter medienpädagogischer Betreuung plant und produziert das jugendliche Filmteam die herausragend umgesetzte, bewegende und vielbeachtete Web-Serie selbst, schreibt die Storylines und Drehbücher, kümmert sich um des Castings und Crowdfundings, koordiniert Drehtage und Technik und betreut den Social Media-Auftritt.
Besondere Anerkennung in dieser Kategorie:
Gaming ohne Grenzen
Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW, Köln
Wie kann man es schaffen, Games für alle grenzenlos spielbar zu machen? Und wie barrierefrei sind aktuelle Titel bereits? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Projekt Gaming ohne Grenzen. Dabei treffen sich wöchentlich Jugendliche mit und ohne Behinderung in Spieletestgruppen. Sie beurteilen und bewerten die Barrierefreiheit von Games. Medienpädagogisch unterstützt erarbeiteten die Beteiligten Möglichkeiten und Strategien für ein Spielerlebnis, an dem alle gleichermaßen teilhaben können. Die Ergebnisse sind auf der Webseite der Fachstelle abrufbar. Die Jury zeichnet das Projekt mit einer Besonderen Anerkennung im Kontext inklusive Projekte aus.
Kategorie E „Netzwerkprojekte“ (2000 €)
Online- Mediencamp für Kids
Kommunikation & Medien e.V., Freiburg i.Br.
Wozu wegducken in der Corona-Zeit, wenn es so viele großartige Methoden und Tools gibt, um Kinder und Jugendliche kreativ und kommunikativ mitzunehmen und zu begeistern? Etwas gemeinsam gestalten, zusammen spielen und mit anderen Kindern zusammen sein, das ist alles andere als Social Distancing. Aber eben online. Im Netzwerk des Online-Mediencamp für Kids gab es 23 Videokonferenz-Workshops, in denen Stop-Motion-Filme, Foto-Challenges, Hörspiele und verschiedene Scratch-Programmierungen entstanden und verschiedene Themen behandelt wurden. Innerhalb des medienpädagogischen Netzwerks von Vereinen, Schulen, Eltern, Radio und Referent*innen fanden außerdem Fortbildungen für Fachkräfte und Elternarbeit statt. Vor, während und sicher auch nach den Präsenz-Beschränkungen ein beispielgebendes Netzwerk.
Kategorie F | Sonderpreis „Love & Hate – Interaktionsrisiken kreativ aufgreifen“ (geteilt, je 1000 €)
Who am I – Gestaltung eines digitalen Social Media-Krimis
Jugendpflege Ostercappeln, Kinder- und Jugendtreff JiM
Ein von Jugendlichen selbst gestaltetes digitales Escape Game, das dazu einlädt, riskanten Netz-Phänomenen wie Cybermobbing, Hate Speech und Fake News multimedial und spielerisch zu begegnen. Um die digitale Schnitzeljagd zu entwickeln und zu gestalten, eigneten sich die Jugendlichen, medienpädagogisch begleitet, vielfältige Tools an und widmeten sich digitalem Storytelling. Der Social Media-Krimi führt die Spielenden in Form von Rätseln, Puzzlen und multimedialen Story-Elementen über unterschiedliche digitale Plattformen und erzählt eine mitreißende, interaktive und medienkritische Geschichte. Ein Padlet stellt zusätzlich weiterführende Informationen bereit.
Filmprojekt „Unter Druck“
Krea-Jugendclub / Kreativitätsschule Bergisch Gladbach e.V.
Weitgehend kontaktlos umgesetzt: Angelehnt an Shakespeares Romeo und Julia behandelt das Filmprojekt die sozialen Dynamiken der aktuellen sozialen Medien. Ursprünglich als Musik- und Tanz-Theaterproduktion in Präsenz geplant, wurde das Projekt schließlich kontaktlos umgesetzt und der aktuellen pandemischen Situation angepasst. Das Agieren auf Online-Plattformen und in Chats wird bewusst für das Storytelling eingesetzt und mit künstlerischen Elementen wie Tanz und Musik kombiniert. So erzielen die jugendlichen Akteur*innen eine ausdrucksstarke und zeitgemäße Interpretation einer zeitlosen Geschichte. Das multimediale Projekt verdeutlicht und reflektiert dabei zwischenmenschliche Konflikte im digitalen Umfeld.
Dieter Baacke Preis – Die bundesweite Auszeichnung für Medienpädagogische Projekte: Der Dieter Baacke Preis richtet sich an Projekte außerschulischer Träger (z.B. Jugendzentren, Kindergärten, Träger der Jugendhilfe oder Familienbildung, Medienzentren und Medieninitiativen) und Kooperationsprojekte zwischen schulischen und außerschulischen Trägern. Die Projekte sollten im Vorjahr entstanden sein oder im laufenden Jahr bis zur Bewerbungsfrist beendet sein. Bewerben können sich Institutionen, Initiativen oder Einzelpersonen mit innovativen, originellen oder mutigen Projekten zur Förderung einer pädagogisch orientierten Medienkompetenz. Bewerbungsschluss ist der 31. Juli des laufenden Jahres.
Ausführliche Informationen und Bewerbung: www.dieter-baacke-preis.de
Dieter Baacke (1934-1999) war Professor für Pädagogik an der Universität Bielefeld. Von 1984 bis 1999 war er Vorsitzender der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK). Sein pädagogisch begründeter Begriff der Medienkompetenz inspiriert dauerhaft Wissenschaft, Praxis und Politik.
Weitere Informationen unter www.dieter-baacke-preis.de oder www.gmk-net.de
Kontakt: GMK-Geschäftsstelle, Obernstr. 24a, 33602 Bielefeld, Tel.: 0521.67788, Fax: 0521.67727, E-Mail: gmk@medienpaed.de
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